DER VERHEIRATETE SELBSTVERPFLEGER Meine Frau fuhr in Urlaub mitsamt den Gören, da mußt ich mich acht Tage selber Ernähren. Endlich war ich mal Herr im Haus. Mein Tagebuch sah wie folgt aus. Montag: Ich dachte zu dieser einmaligen Feier, kochst Du dir ein Dutzend Eier. Ich suchte die schönsten Landeier aus, warf sie in den Topf doch zehn liefen aus. Die hab ich sofort durch neue ersetzt, und danach die Kochzeit abgeschätzt. Wie dumm sind doch die Frauen, das war klar, in fünf Minuten sind doch die Eier nicht gar. Nach einer Stunde da, stand ich fast Kopf, da klebten die Eier wie Muscheln im Topf. Doch gab ich die Sache noch keineswegs auf, ich schüttete immer mehr Wasser darauf. Acht Stunden lang dauerte dieser Kampf, die Küche stand voller Wasserdampf. Danach bekam ich ärmster mit: Das warn keine Eier das war Granit. Zu guter letzt bemerk ich noch, im Topf war ein Hand großes Loch. Da bin ich zum Kühlschrank gerannt und aß Haferflocken aus der Hand. Ging verzweifelt ins Bett und dacht voller Sorgen: Junge, Junge was kochst Du morgen? Dienstag: Ich dachte: Zu Beginn mach ich ne Chose, mach Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Soße. Doch Kartoffeln schälen war mir verhaßt, wurde Großverbraucher in Leukoplast. Bis das ich mir sagte, Mensch sei helle, und iß die Kartoffeln doch mit Pelle. Bei Zwiebeln braucht man sich nicht quälen, man muß sie nur unter Wasser schälen. So las ich, bin schnell in die Wanne gesunken, und bin mit den Zwiebeln doch bald ertrunken. Bei Soße muß man, vor allen Sachen, laut Kochbuch zuerst eine Mehlschwitze machen. Drum nahm ich ein Kilo Mehl in die Hand, und bin sechsmal ums Haus rumgerannt. Dann mußte erschöpft mich nieder hocken, war naß wie ein Bulle das Mehl aber Trocken. Abends bin ich zum Schrank hingerannt, aß wieder Haferflocken aus der Hand, lag verzweifelt im Bett und dacht voller Sorgen: Junge, Junge was kochst Du morgen? Mittwoch: Zwei Kopfsalat habe ich heimgebracht, einen habe ich sofort fertig gemacht, Ich habe eine dicke Schnecke entfernt und die Äußeren Blätter, gelernt ist gelernt. Doch als ich dann kaute, da knirschte der Sand, als latschte ich barfuß am Nordseestrand. Mir schmerzten die Zähne, oh welch Graus, es fiel mir sogar meine Goldfüllung raus. Dann laß ich im Kochbuch, Salat muß man waschen, Ich eilte und holte zwei volle Flaschen. Ja, dann hat die Sache ganz prima gefluppt, hab jedes Blättchen einzeln mit Seife geschrubbt. Aber, irgendwie war auch das nicht gesund, denn mir Stand beim Kauen der Schaum vor den Mund. Dann knallt ich die Schüssel vor Wut an die Wand, und aß wieder Haferflocken aus der Hand. Lag verzweifelt im Bett und dacht voller Sorgen: Junge, Junge was kochst Du morgen? Donnerstag: Heut morgen studierte ich das Kochbuch fleißig und laß auf Seite dreißig: „Äpfel im Schlafrock - bekömmlich und fein!“ Ei, dacht ich, das dürfte das Richtige sein. Daraufhin habe ich gleich einen Teig gemacht und vor Freude still vor mich hingelacht. So ist’ s, wenn man an was schönes denkt. Hab einen Boskopp in den Teig gezwängt, das ganze schob ich in den Ofen hinein und schlief vor Entkräftung von diesem ein. Abend’ s der Mond schien schon in die Kammer, dacht’ t ich an Boskopp in seinem Pyjama. Ich holte ihn raus und dachte, Mensch Walter, der steckt ja in einer Rüstung aus dem Mittelalter. Hart wie Beton war der Boskopp - Pyjama, vor Kohldampf griff ich zu Meißel und Hammer. Doch der Meißel brach ab, da bin ich gerannt, und aß wieder Haferflocken aus der Hand. Lag halb verhungert im Bett und dacht voller Sorgen: Junge, Junge was kochst Du bloß morgen? Freitag: Am Freitag gibt’s Fisch, so will es die Sitte, drum lenkt ich zur Fischhandlung eine Schritte. Zwei Bücklinge hab ich nach Hause gebracht, sie ausgenommen und eingemacht. Doch nach zwei Stunden, da wart mir klar, das dies Rezept für Salzheringe war. Nach dieser Pleite wurde ich schlau und kaufte’ nen Riesen Kabeljau. Dann laß ich im Kochbuch, den Fisch schreckt man ab, die Anweisung schien mir zwar etwas knapp. Doch sind wir Männer ja nicht von gestern und weit überlegen - den weiblichen Schwestern. Drum hab ich den Fisch auf ‘ nen Stuhl gelegt und mich ganz leise nach draußen bewegt. Bin dort jedoch nicht lange geblieben, hab nur einen Knüppel aufgetrieben. Ging rein, mach die Tür ganz leise zu, sprang vor dem Stuhl und machte: Buh, Buh! Bis Mitternacht hab ich das ganze probiert der Kabeljau hat sich nicht einmal gerührt! Dann ließ ich ihn in den Mülleimer sinken, er erschreckte sich nicht, er fing an zu stinken. Und wieder bin ich zum Schrank gerannt, aß dort Haferflocken aus der Hand. Lag fix und fertig voller Sorgen: Junge, Junge was kochst du bloß morgen? Samstag: Um sieben Uhr schellte der Milchmann, der Knilch. Da kam mir der Einfall, heut trinkst Du mal Milch. Zehn Liter hat er mir aufgeschwätzt. Die hab ich dann gleich auf das Feuer gesetzt. Hab zwanzig Briketts auf den Ofen geknallt und dachte jetzt kocht die Milch sicher bald. Ich wußte wenn’ s hoch kommt, dann mußte ich pusten, aber grad als es kam, da kam auch mein Husten. Da sah die Herdplatte aus ach Her je, wie’ ne Alpenlandschaft im tiefen Schnee. Ich selbst glich’ ner weiß gestrichener Wand. Im ganzen Haus roch es angebrannt. Na, inzwischen war mir alles Schnuppe, da bekam ich Appetit auf Erbsen Suppe. Damit sie sollte recht Schmackhaft sein, knallte ich vier Schuß Maggi hinein. Ich aß drei Löffel und war ganz betroffen, nahm noch’ nen Löffel und schon besoffen. Ich hab überlegt, hat ich einen Klaps, oder schmeckt die Suppe wirklich nach Schnaps? Jetzt weiß ich’ s: Meine Alte liebt den Gin, versteckt ihn in der Maggiflasche drin. Wieder bin ich zum Schrank hingestürzt, aß Haferflocken nun mit Maggi gewürzt. Lag blau wie ein Veilchen im Bett voller Sorgen und dachte: was kochst Du wohl morgen. Sonntag: Heut’ dachte ich muß mal versuchen, zu backen einen Pfannekuchen. Den Teig zu Mengen, war nicht schwer, aber dann begann das große Malheur. Es kommt ja schließlich darauf an, mit geschickten Händen, den Pfannekuchen hoch in der Luft zu wenden. Ihn nach einen Salto, vor allen Dingen, wieder heil in die Pfanne zu bringen. Der erste war lieblich an zu schau’ n, oben weiß und unten schon braun. Ich nahm die Pfanne so Pööh a Pööh und warf den Kuchen mit’ nem Ruck in die Höh. Doch meinen Sie der wäre wieder runter gekommen? Oben auf dem Kühlschrank hat er Platz genommen! Beim zweiten dacht ich, daß passiert mir jetzt nicht. Ich warf ihn hoch konzentriert das Gesicht, und siehe er kam runter, doch mir hat’ s gegraust, denn er ist mitten in das Feuer gesaust. Beim Dritten dacht ich, nun komm’ s drauf an, nun zeig, wer du bist nun sei ein Mann! Ich warf ihn hoch und da kam die Blamage, denn er flog mir mitten in die Visage. Vor Schmerzen hab ich wie ein Stier gebrüllt, und mir mit Salatöl den Brand gekühlt. Abends bin ich wieder zum Schrank hingerannt und aß den Rest Haferflocken aus der Hand. Lag schwerverletzt im Bett und dacht ohne Sorgen: „Gott sei Dank - die Mutti kommt morgen!“